Lernwelt Hochschule 2030 by Richard Stang Alexandra Becker
Autor:Richard Stang, Alexandra Becker
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter
veröffentlicht: 2022-08-22T11:46:01.951000+00:00
Abb. 1: Studierenden- und kompetenzorientiertes Lehren und Lernen HWG LU (Lernwelt 2025).
Rahmenbedingungen / Politik
Die rechtlichen Vorgaben und Aufgaben der Hochschulen leiten sich aus den jeweiligen Hochschulgesetzen der Länder ab. Dabei wird den Hochschulen überwiegend eine ausgeprägte Autonomie hinsichtlich der Umsetzung ihres Auftrages zugewiesen. Dieser insbesondere im Kontext einer selbstverwalteten Hochschule grundsätzlich positive Aspekt führt in der Praxis aufgrund der auÃerordentlich stark ausgebildeten Eigenständigkeit und Selbstfokussierung durchaus zu unterausgeprägten Vernetzungen zwischen den Hochschulen. So kommt es von auÃen betrachtet manchen ein wenig so vor, als würde jede Hochschule âihr eigenes Ding machenâ. In diesem Zusammenhang erschiene die Rolle der zuständigen Ministerien als Initiatoren einer stärkeren Zusammenarbeit zum Beispiel in dem Bereich der Lehre und deren Zukunftsentwicklung durchaus sinnvoll.
Für die Aktivitäten und Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich von Studium und Lehre leiten sich die Handlungsspielräume der Hochschulen unmittelbar aus den finanzielle Rahmenbedingungen ab. Ganz überwiegend wird im Hochschulbereich die Auffassung vertreten, dass die den Hochschulen bereitgestellten Mittel im Sinne einer finanziellen Grundausstattung mit Blick auf die vielfältigen Anforderungen nicht ausreichend sind. Durch die fast ausschlieÃliche Fokussierung auf die Studierendenzahlen als vorrangiger MaÃstab von Erfolg â gerade im Kontext des Hochschulpaktes â verfestigte sich eine zu kritisierende Dominanz des Quantitativen. Für die gerade im Bereich der Lehre relevanten qualitativen Aspekte wurde immer stärker die Haltung sichtbar, dass die Hochschulen sich darum in eigener Verantwortung und mit angemessener Qualitätssicherung zu kümmern haben. Dies lässt sich in vielen Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen Hochschulen und Ministerien zur Bereitstellung finanzieller Mittel erkennen. Aus Sicht der Hochschulen erscheinen Anreizstrukturen sinnvoll und notwendig, die sich nicht vorrangig oder ausschlieÃlich auf Studierendenzahlen beziehen. Denn hierüber wäre es in der eigenen Organisation leichter, die Anreizstrukturen in der Lehre auf quantitative und qualitative Aspekte verbindlich auszurichten.
Betrachtet man die Rahmenbedingungen für die Hochschulen hinsichtlich ihrer Relevanz für den Bereich Studium und Lehre, so kann festgestellt werden, dass das Kreieren und die Umsetzung von Innovationen ganz überwiegend durch wettbewerbliche Verfahren finanziell unterstützt wird. Aufgrund der sehr begrenzten finanziellen Spielräume der Hochschule steht dies allerdings Entwicklungsinitiativen für die Lehre manchmal entgegen. Auch dass es seitens der Politik an ernsthaften Initiativen fehlt, um den Bologna-Prozess weiterzuentwickeln, lässt sich kritisch anmerken. Weiterhin wäre es zu wünschen, dass die finanzielle Ausstattung von landesweiten Einrichtungen zur Unterstützung der Hochschuldidaktik eine stärkere Ausprägung erfährt, da kleinere Hochschulen auf Know-how und Impulse von professioneller Seite oftmals angewiesen sind.
Der Hochschulbau und die Liegenschaften-Bereitstellung sind in ihrer derzeitigen Ausprägung oftmals sehr statisch. Auf wesentliche Bedürfnisse der Lernenden und Lehrenden kann nicht eingegangen werden, zum Beispiel ausreichende Bereitstellung von Gruppenarbeitsräumen und Rückzugsmöglichkeiten für die Studierenden. Die überwiegend Landesbetrieben oder ministeriellen Einheiten zugewiesene Zuständigkeit für den Hochschulbau kann aus vielfältigen Erfahrungen in der Praxis als ein Hemmschuh für die Hochschulentwicklung bezeichnet werden. Sowohl die strategische Weiterentwicklung im Allgemeinen als auch die für die Lehre raumbezogenen Modernisierungsansätze im Besonderen sind hier tangiert.
Hinsichtlich der Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Lernwelt Hochschule tragen die Hochschulleitungen â also Rektorat beziehungsweise Präsidien â eine entscheidende Verantwortung. Diese bezieht sich nicht allein auf ihre strategische Rolle, sondern auch auf die MaÃgeblichkeit ihrer kulturprägenden Rolle beziehungsweise Vorbildfunktion.
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